Hören und Tun - Andacht Oktober

Brennende Kerze
Bildrechte Walter Müller-Wähner/ fundus-medien

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.
Jakobus 1,22

Täter des Wortes? Und nicht Hörer des Wortes? Hier werden Täter des Wortes mit einem Mann verglichen, der in einen Spiegel schaut. Er betrachtet sich selbst, vergisst aber beim Weggehen, was er gesehen hat. Kürzlich habe ich einen Kaffeefleck auf ein T-Shirt bekommen. Im Internet habe ich gelesen, dass man frische Kaffeeflecken mit Mineralwasser entfernen kann. Ich habe das gelesen! Ob der Kaffeefleck am nächsten Tag, wie von Zauberhand verschwunden wäre?
Erst wenn ich handle und nicht nur höre, wird sich etwas verändern. Ich möchte mein Wissen mitteilen. Wenn ich also bei einer Freundin das nächste Mal einen Kaffeefleck bemerke, werde ich ihr weitergeben, was sie zu tun hat.

Aber darum geht es vielleicht gar nicht. Im Spiegel sehe ich jeden Morgen, dass die eine oder andere Falte dazukommt. Ich bin nicht vollkommen, auch nicht im Glauben. Paulus sagte: „Ich möchte das Gute, aber ich tue es nicht.“ Natürlich weiß ich, dass man sich als guter Christ und gute Christin verzeihen soll. Trotzdem fällt es mir manchmal schwer zu verzeihen. Und es ist nicht damit getan, dass ich aus Pflichtgefühl verzeihe. Wenn ich persönlich erfahren habe, dass meine Unvollkommenheit für Gott gar nicht relevant ist, schaue ich ganz anders in den Spiegel. Ich habe Falten und ich sehe am Morgen müde aus. Aber ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin. Ich darf Fehler machen, ich darf „hinfallen“ und ich kann wieder aufstehen. Als „Täter“ des Wortes handle ich aus diesem Wissen heraus. Jede Umsetzung meines „Hörens“ bringt mich im Glauben weiter. Auch wenn mir die Umsetzung dieses Wissens nicht immer gelingt, bin ich für Gott wertvoll. Ich bin, unabhängig von meiner Leistung, von Gott geliebt. Ich weiß: „Wenn ich mal hinfalle, bekomme ich die nötige Hilfe.“ Ist das nicht schön? Lassen wir dieses Wissen in unserem Herzen wirken.

Sybille Hellinger