Feindesliebe - Andacht Juli 2023

Hände
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Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet. Matthäus 5,44-45

Schnell, will ich meine Bibel wieder zuklappen bei diesem Vers. Denn wirklich gemeint fühle ich mich nicht. Ich habe doch keine Feinde. Und verfolgt fühle ich mich auch nicht. Also muss ich mich mit dieser berühmten Bibelstelle auch nicht beschäftigen. Oder doch? Wie ist das mit der Kollegin, die ich nicht leiden kann, weil ich sie aufdringlich und zu neugierig finde? Wie ist das mit dem BMW-Fahrer, der mir auf der Autobahn mit hoher Geschwindigkeit folgt und mich zwingt die Spur zu wechseln. Doch, natürlich gibt es Menschen, mit denen ich mich schwertue, auch wenn ich sie nicht als „Feinde“ sehe. Und wenn ich ehrlich bin, ist es immer wieder ein Angang, solchen Zeitgenossen mit ehrlicher Freundlichkeit zu begegnen. Eine immerwährende Aufgabe sozusagen.

Wenn ich an meine ukrainische Freundin Oksana denke, sieht der Fall aber ganz anders aus. Kann man das von ihr verlangen: Zu beten für die russischen Soldaten, die ihre Heimatstadt beschießen und verwüsten? Das ist doch ziemlich viel verlangt, mir scheint, zu viel. Ich ahne zwar, dass Frieden nur dort möglich wird, wo die Spirale des Aufrechnens von Schuld und Gegen-Schuld sich unterbrechen lässt. Aber wie käme ausgerechnet ich dazu, das von Oksana einzufordern? Gerade weil ich sicher leben darf, steht es mir, so finde ich, wirklich nicht zu, Forderungen zu stellen. - Wie verstehen Sie diesen Bibelvers? Lassen Sie uns ins Gespräch kommen. Das wünscht sich

Ute Baumann - Kirchenvorstand