„Es wär hald scho amol widdä schee!“ Ein Stoßseufzer, der davon zeugt, dass es um mehr geht als ein besonderes Ritual im Gottesdienst. Seit mehreren Monaten haben wir in Heilig Geist kein Abendmahl mehrgefeiert. Die Umstände haben es schwierig gemacht, das Erlaubte war ziemlich eingeschränkt und nur so irgendwie? Das erschien dem Kirchenvorstand schwierig.
Denn worum geht es uns im Feiern des gemeinsamen Abendmahls? Es geht um die Gemeinschaft, untereinander und mit Jesus selbst, der uns sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Es geht darum, diese Gemeinschaft im Miteinander noch mehr zu erfahren, als es in „normalen“ Gottesdiensten ohne Abendmahl miteinander erlebt wird. Eigentlich stehen wir im Kreis, fassen uns an den Händen, jede und jeder empfängt das Gleiche – einen Bissen Brot, einen Schluck aus dem Kelch. Gestärkt gehen wir auseinander, viel mehr, als es eigentlich dieses Wenige uns an Kräftigung geben sollte. Denn da ist mehr, als der Verstand begreifen kann, das Herz spürt die tiefergehende Begleitung, die Verbindung mit dem Christus in Kelch und Brot.
Abendmahl ist mehr als Essen, es ist gleichzeitig ein Erinnern in die Vergangenheit, an Jesu letztes Passahmahl mit seinen Jüngern; dazu ein Innehalten im Jetzt, ein Teilen und die Erfahrung, dass alle eingeladen sind und jeder Mensch in den Kreis der Empfangenden kommen darf. Und es ist Stärkung auf dem Weg, auf den wir uns machen. Wohin der geht? Wissen wir nicht genau, wenn wir die nächsten Schritte anschauen. Das Ziel aber wissen wir, untrennbare Gemeinschaft am Tisch des Herrn. Irgendwann.
Danach hungert uns, nach der Gemeinschaft, die wir uns alleine nicht geben können. Nach dem bedingungslosen Angenommen-Sein, das wir doch viel zu selten erfahren. Nach dem Teilen, ohne auf den Nachbarn zu schielen, ob die andere Person vielleicht mehr hat. Nach dem Eingeladen-Sein, egal, was man selber hat, kann oder mitbringt. Gott gibt sich ganz, freiwillig und gern.
Es wird Zeit. Zeit, dass wir es wieder feiern, dass wir uns auf den Weg machen, gemeinsam. Noch ist nicht wieder alles wie gewohnt, aber der 1. Schritt wird getan. Wir feiern es vorerst als Wandelabendmahl. Sie machen sich auf den Weg um den Altar unserer Kirche. Auf der einen Seite bekommen sie die Brothostie gereicht, auf dem weiteren Weg nehmen Sie sich ein vorbereitetes Gläschen mit Wein oder Traubensaft. Am Platz, wo die Maske wieder abgenommen werden darf, können wir dann gemeinsam die Stärkung zu uns nehmen.
Und auch das Miteinander, die Vielfalt in unserer Gemeinde soll sichtbar werden. Vielleicht haben Sie auch zu Hause ein kleines Glas, das in der Feier des Abendmahls verwendet werden kann und soll. Bringen Sie es uns gerne, wir empfangen das Abendmahl auf diese Weise aus vielen verschiedenen kleinen Gläsern. Zeichen einer Gemeinschaft, in der nicht alles gleich sein muss oder genormt. Danach hungert uns. Zeit, den Hunger zu stillen, zum ersten Mal wieder am 7. November.
Pfarrer Norbert Ehrensperger