Bei Beerdigungen treffe ich immer nur eine*n von ihnen. Jetzt sitzen wir zum ersten Mal alle zusammen bei einer Tasse Kaffee. Und schon sind wir mitten in ihren Kreuzträger-Geschichten. Immer nur Beerdigungen, man könnte meinen, das müsse eine sehr traurige Sache sein. Aber nein, das ist so vielfältig, erzählen sie mir und ja, dieser Job macht ihnen wirklich Freude! Christa Schübel, die Dienstälteste der Gruppe und echte Fürtherin, genießt am Friedhof, dass die Menschen emotional so zugänglich sind. Etliche kennt sie aus der Stadt und die Traurigen, „die kann ich auch mal trösten“. Außerdem ist es schön, alle Pfarrer*innen hier in Fürth zu kennen und mit ihnen zu plaudern. Und man hat frische Luft und sehr lustige Leute, die auf dem Friedhof arbeiten. Überhaupt, dieser Friedhof, ergänzt Richard Barrera, der erst seit einigen Monaten dabei ist, das ist ein echter Kraftort. So viel Ruhe und Frieden, unglaublich schön! Die Vögel, findet Jianzhen Kiel, die erzählen ganz viel, wenn man genau hinhört. Die vielen Tiere dort – das ist so friedlich und tröstlich. In einem sehr traurigen Moment, so hat sie erlebt, fingen plötzlich ganz viele Vögel zu zwitschern an, als wollten sie mittrösten.
Das Schönste an ihrer Arbeit ist, Menschen zu erleben, die in tiefem und liebevollen Ernst einem anderen respektvoll die letzte Ehre erweisen. Das tut so gut, diese gefühlvollen Momente mitzuerleben. Umso schlimmer findet CS, ist es, wenn man mitbekommt, wie Konflikte auch auf dem Friedhof spürbar werden und unversöhnliche Worte fallen. Für JK ist es eine Ehre und große Freude mit dem Kreuz voranzugehen. „Alle sollen Jesus sehen, den Gott auferweckt hat. Wenn man Jesus vertraut, dann muss man keine Angst mehr haben vor dem Tod.“ Durch das Kreuz kann sie diese gute Nachricht mit verkünden. Und dann reden wir über die vielen Emotionen. Manchmal kann man auch lachen. CS erinnert sich an ein Kind, dessen verstorbene Ur-Oma eine brillante Köchin gewesen war. Die Kleine zupft sie plötzlich am schwarzen Talar und meint empört: „Stell dir mal vor, jetzt ist die Oma beim Petrus und der kriegt jetzt all die guten Rouladen von der Oma!“ Oder, so erinnert sich CS, als die große Schwester am Grab der verstorbenen kleinen Schwester das Kuscheltier ins Grab wirft und laut ruft: „Und dass du mir das ja nimmer verschlampst!“
Aber dann gibt es auch Momente, in denen alle mit den Tränen kämpfen. Als Pfarrerin kenne ich das. Manchmal ist es nicht leicht, die professionelle Rolle zu wahren. Da braucht es auch Übung. Die drei kommen aus Mittelfranken, China und Mexiko, aber sie alle lieben ihre Arbeit als Kreuzträger. Sie erfüllt und macht glücklich. Dem Tod und der Trauer zu begegnen nimmt manchmal ganz schön mit, aber es erdet und vertieft auch die eigene Haltung zum Leben. Auch für mich ist es tröstlich, neben oder vor mir das Kreuz zu sehen und damit bei Wind und Wetter erzählt zu bekommen: Du bist nicht allein, nicht einmal im Tod. Ja, der Friedhof ein Kraftort. Und es ist wohltuend, von einem Menschen mit dem Kreuz in der Hand an diesem guten Ort so wunderbar und treu begleitet zu werden. Ich danke Euch für Eure vielen wunderschönen Geschichten und für Eure wertvolle Arbeit!
Pfarrerin Eva Siemoneit-Wanke