100 Tage + X auf der Hardhöhe - Interview mit Simone Steger

Simone Steger
Bildrechte Diakonie Fürth

ES: Liebe Simone, Du bist seit Mitte März 22 mit 20 Stunden bei der Diakonie Fürth angestellt als Stadtteilkoordinatorin im Koordinierten Stadtteilnetzwerk Hard (KSN Hard, gefördert von der Stadt Fürth). Inzwischen hast Du vermutlich ein wenig Überblick über die Hard bekommen. Was war bisher Dein Highlight im Stadtteil?

Steger: Ich wurde so herzlich begrüßt vom GeH Hin-Team, da hab ich mich sofort wohl gefühlt. Vielen Dank dafür!

ES: Was ist Dir aus den ersten gut 4 Monaten denn besonders im Gedächtnis geblieben?

Steger: Ich stelle immer wieder fest, wie viele Menschen hier einsam sind oder mit finanziellen Problemen kämpfen. Es ist ein großer Bedarf vorhanden, dass einfach mal jemand zuhört. Das habe ich zum Beispiel im Mai bemerkt, als der Aufzug in dem Haus, in dem mein Büro ist und das immerhin 13 Stockwerke hat, einen ganzen Monat kaputt war. Für viele Menschen war die Isolation in dieser Zeit ganz schlimm. Gleichzeitig aber schämen sich viele und bleiben versteckt. Ich glaube, dass die schönsten Veranstaltungsformate nichts nützen, wenn die Menschen einfach nur jemanden brauchen, der einfach mal in Ruhe zuhört. Das KSN Hard kann das nicht auffangen, sondern nur versuchen, hier etwas anzustoßen. Mir fällt auch auf, wie engagierte Ehrenamtliche teilweise von viel zu hohen Erwartungen überrollt werden. Es gibt manchmal Menschen, die hohe Ansprüche stellen und vor allem nehmen wollen. Ich bedaure, dass das für manche Engagierte wirklich frustrierend ist und würde mir sehr wünschen, dass wir hier besser auf ein Geben und Nehmen achten. Außerdem bin ich verwundert, dass vor Jahren hier auf der Hard praktisch keine Begegnungsräume mit in die Stadtplanung aufgenommen wurden. Man stelle sich mal vor, wenn die kirchlichen Räume das nicht auffangen und diesen Raum für Begegnung bieten würden. Ich bin dankbar über diesen enormen Beitrag, den die Kirchen auf der Hard hier leisten.

ES: Du hast ein Budget von 20 Stunden… 

Steger: Viel zu wenig! Die Stunden reichen lange nicht aus, um die inhaltliche Arbeit auch umzusetzen. Außerdem bin ich alleine – wenn ich mal krank bin, bleibt einiges liegen.

ES: Wo bleiben Deine 20 Stunden vor allem?

Steger: Ich führe viele Gespräche und auch Einzelberatungen. Daneben gibt es Gremienarbeit in Stadt und Diakonie. Auch Berichte sind notwendig und Öffentlichkeitsarbeit. Ich hätte gern mehr Zeit, um bei Aktionen im Stadtteil (Jugendhaus, GeH Hin, Generationenkochen usw.) dabei zu sein, denn in diesen Begegnungen steckt viel kreatives Potential. 

ES: Könntest Du trotzdem sagen, dass Dir Deine Arbeit Spaß macht?

Steger: Auf jeden Fall, denn es ist mir wichtig, in der Leistungs- und Konsumgesellschaft, in der wir leben, für gute, nichtkommerzielle Begegnungsräume zu sorgen. Ich kann ja auch etwas bewirken, wenn ich den Menschen zugewandt arbeiten kann. Das macht mir wirklich Freude.

ES: Dann hoffe ich, dass Du unserer Hard noch sehr lange erhalten bleiben kannst und die Stadt Fürth Deinen wichtigen Impulsen für unseren Stadtteil eine gute Zukunft ermöglicht. Alles Gute Dir und Gottes Segen!

Interview: Eva Siemoneit-Wanke (ES)