Vom Tau des Himmels - Andacht Juni 2023

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Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. Genesis 27,28

Wie ein wohltuender irischer Segensspruch kommt er daher, der Monatsspruch für den Juni. Dabei stammt er aber aus einem aufreibenden Segens-Krimi: Jakob betrügt seinen Zwillingsbruder Esau um den Segen des Vaters, er verkleidet sich, gibt sich als Esau aus und der blinde Isaak spricht ihm diese Segensfülle zu. So
weit, so gut – oder besser: nicht gut, denn von da an ist Jakob auf der Flucht vor seinem Bruder, weit weg geht er in den Norden nach Haran, zu Laban. Dort dient er Jahr um Jahr, sieben Jahre um Lea, und dann noch einmal 7 Jahre um Rahel.

Und es scheint, als wäre jetzt der Segen da: Eine große Familie, Reichtum. Aber Jakob kann nicht nach Hause zurück. Er weilt in der Fremde. Reichtum und Familiensegen konnten nicht wegwischen, was in der Tiefe in ihm weiter wirkt, der Betrug an Esau, die List des Aufsteigers. Ja, er hat sich selbst den Frieden in der Heimat verwirkt. Es dauert lange, bis er sich traut zurückzukehren. Einerseits stolz, im Wissen um das durch harte Leistung Verdiente, zugleich aber tief besorgt, verängstigt, ruhelos zieht er Esau entgegen. Ob es zum Bruderkrieg kommen wird? Gott sei Dank nicht. Die Brüder können sich versöhnen. Jakob kann einsehen, dass man um Gottes Segen nicht kämpfen kann, ihn nicht erlisten oder erkaufen kann. Sondern Gottes Segen ist ein Geschenk, zur Weitergabe gedacht. Dann wird man das Wunder erleben: Segen mehrt sich, indem ich ihn weiterschenke. Fett und füllig, wenn er fruchtbaren Boden findet. 

Pfrin. Eva Siemoneit-Wanke